Ich war auf der Station 1 im Zentrum für Seelische Gesundheit stationiert.
Kritikpunkte:
- unzureichende Deutschkenntnisse (Meine Mutter kommt aus Cuba und spricht selbst gebrochenes Deutsch, doch als sie den WE-Arzt kennengelernt hatte, meinte sie sie würde ihn nicht verstehen. Da meinte ich zu ihr: "Das ist nichts. Den richtigen Psychiater versteht man n...
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Ich war auf der Station 1 im Zentrum für Seelische Gesundheit stationiert.
Kritikpunkte:
- unzureichende Deutschkenntnisse (Meine Mutter kommt aus Cuba und spricht selbst gebrochenes Deutsch, doch als sie den WE-Arzt kennengelernt hatte, meinte sie sie würde ihn nicht verstehen. Da meinte ich zu ihr: "Das ist nichts. Den richtigen Psychiater versteht man noch schlechter". Wenn es um die Psyche geht, sollte man in der Lage sein vernünftig reden zu können)
- grobe Fahrlässigkeit in der Arzneimittelversorgung (Ich hatte bspw. eine Nebenwirkung vom Quetiapin. Dort hat es niemand berücksichtigt, deshalb musste ich in die Notaufnahme. Als die Ärzte der Notaufnahme auf der Station anriefen, wurden sie auch angeschrien. Der Respekt ist also selbst untereinander nicht da. Infektiöse Erkrankungen wurden vom Stationsarzt nicht ausgeschlossen, obwohl ich mir mit einer Risikopatientin das Zimmer geteilt habe.)
- Dort gibt es Menschen, die nicht psychisch krank im eigentlichen Sinn sind, sondern wahrscheinlich eher eine lebenslange geistige Behinderung haben. Diese Menschen werden dort kaum gefördert und die Patienten fangen aus Fürsorge an sich zu kümmern, weil es niemand der Pflegenden tut.
- Um einzelne Therapiegespräche zu haben, muss man aktiv fragen, sonst gibt es keine Möglichkeit sich die Sorgen von der Seele zu reden. Hat die Therapeutin keine Zeit = Pech gehabt. Sieh zu wie du alleine klarkommst.
- Die Psychiater sind nicht traumasensibel. Das Aufnahmegespräch ist nur um Erkrankungen abzuklären. Viel von der Vergangenheit braucht man nicht ansprechen. Man wird unterbrochen und es wird nicht tiefer auf die Situation eingegangen. So kommt es zur falschen Einschätzung der Lage und es werden Dinge behandelt, die nichts mit der akuten Situation zu tun haben. Psychologen sind nicht anwesend bei den Aufnahmegesprächen.
- Der hygienische (Ausnahme-)Zustand bei Patienten ist erschreckend. Es gibt kaum Einzelzimmer und man muss sich mit Personen ein Zimmer teilen, die hygienisch an die Hand genommen werden müssen. Leider kümmert sich da keiner drum oder erst wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist und der Zustand so unerträglich wird, dass es für die Mitpatienten schon fast einer Körperverletzung gleicht. Beispiel: Patient riecht seit einer Woche sehr streng. Der Mitpatient kann kaum vor Gestank atmen und kann kaum schlafen, selbst mit offenem Fenster. Er hat das mehrfach angesprochen. Gehandelt wurde erst als der unhygienische Patient um die Toilette rumgepisst hat und mit runtergezogener Hose vor dem Mitpatienten stand. Das ist entwürdigend.
- Patienten mit Suchterkrankungen erhalten viel zu wenig Psycho- und Somaedukation. Ich habe mit Patienten gesprochen, die ihre Sucht auf Rezept erhalten haben (Sprich Substanzen wie: Opiate, Benzodiazepine,...). Diese Menschen sind dann in dieser Anstalt gelandet und wurden Tage bis Wochen mit suchtbedingten, körperlichen Leiden alleingelassen. Sie wurden nicht darüber aufgeklärt welche körperlichen Folgen ihre Sucht genau hat und was sie dagegen tun können. Diese Patienten suchen spürbar nach fachlicher Hilfe und erhalten diese dort nicht. Beispielsweise: Verstopfung beim Opiatentzug, Zittern am Körper, Schmerzen in der Brustregion, Hautausschläge, etc.. Ein Arzt sollte sich diesen Patienten wirklich annehmen, denn sie können nichts für eine unbewusste Sucht, die ein anderer Arzt zu verantworten hat.
Fazit: Nach der 5-tägigen Therapie bräuchte ich eine weitere Behandlung, um zu verarbeiten, was in der Klinik passiert ist. Leider ist der Pflegenotstand und Ärztemangel so massiv, dass ich auf weitere Hilfe nur hoffen kann.
Vorschlag: Es braucht umfassende Schulungen der Mitarbeitenden zum Thema: Trauma, Sucht, geistige Behinderungen, saisonale Effekte von Psychopharmaka, Arzneimittelsicherheit in der Psychatrie. Außerdem sollten Ärzte einen sprachlichen Einstellungsstest unterzogen werden und Respekt und Wertschätzung sollte sowohl bei Kollegen als auch bei Patienten gelebt werden. Menschenrechte sind kein Luxusgut und meine wurden mehrfach dort gebrochen.
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